Münzgeschichte
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Die Münzen der deutschen Staaten von 1800 bis 1871

Historischer Überblick

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierte noch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, doch es war durch die Napoleonischen Kriege bereits dem Untergang geweiht. Verschiedene Länder traten aus dem Reich aus und gründeten, auf Initiative des französischen Kaisers, den Rheinbund, darunter bedeutende Länder wie Bayern, Württemberg, Baden und Sachsen. Das Heilige Römische Reich war somit handlungsunfähig geworden, und Kaiser Franz II. legte im Jahr 1806 die Kaiserkrone nieder. Nach fast einem Jahrtausend endete somit das Reich und es sollte fast sieben Jahrzehnte dauern, bis ein deutscher Nationalstaat entstehen konnte.

 

In der Folge gab es bedeutende politische und wirtschaftliche Veränderungen. Im Wiener Kongress von 1815 wurde nach der Niederlage Napoleons Europa neu geordnet, und anstelle der Wiederherstellung der deutschen Kaiserwürde hat man den Deutschen Bund gegründet. In ihm schlossen sich ursprünglich 35 souveräne Staaten zu einem losen Bund zusammen, der bis 1866 Bestand hatte. Die Rivalität zwischen Österreich und Preußen führte 1866 zum sogenannten Deutschen Krieg. Preußen siegte in diesem Konflikt und gründete den Norddeutschen Bund, der als Vorstufe zum Deutschen Reich angesehen wird.

 

Frankreich erlitt im spanischen Erbfolgestreit eine Niederlage und begann einen Krieg gegen Deutschland, um die Vereinigung der deutschen Staaten und den Aufstieg Preußens zu verhindern. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Nach dem Sieg des deutschen Militärbündnisses unter preußischer Führung im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 schlossen sich auch die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen dem Norddeutschen Bund an. Dies führte schließlich 1871 zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Der erste Kaiser wurde der preußische König Wilhelm I., und die Kaiserkrönung fand im Spiegelsaal von Versailles statt.

 

Die Münzen der deutschen Staaten

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Deutschland in eine Vielzahl unabhängiger Länder zersplittert. Es gab Königreiche, Kurfürstentümer, Großherzogtümer, Herzogtümer, Fürstentümer, Grafschaften, Freie Herrschaften, Freie Hansestädte und Freie Städte. Alle prägten ihre eigenen Münzen. Diese Münzen zeigten meist das Portrait des regierenden Fürsten auf der Vorderseite und das Landeswappen auf der Rückseite. Auf größeren Münzen waren in der Umschrift (auch Legende genannt) in abgekürzter Form der Name des Monarchen, seine adligen Titel und das Herrschaftsgebiet vermerkt. Bei kleineren Münzen fand sich in der Regel nur der Nennwert, z.B. Heller oder Pfennig, teilweise auch abgekürzt. Die Vielzahl der Staaten zeigte sich auch in den vielen verschiedenen Währungen, was den Handel über die Ländergrenzen hinweg erschwerte. Es gab Dukaten, Pistolen, Kronen, Taler, Gulden, Groschen, Gute Groschen, Kreuzer, Pfennige, Heller, Stüber, Groten, Schillinge, Körtlinge, Schwaren, Silbergroschen, Neugroschen, Mariengroschen, Franken, Centimes um nur die gebräuchlichsten zu nennen.


Die gegenseitige Umrechnung der Währungen war äußerst kompliziert, was den Handel und die Wirtschaft behinderten. Zur Zeit des Deutschen Bundes wurden daher Bemühungen unternommen, die verschiedenen Münzsysteme zu vereinheitlichen. Es kam zur Gründung des Deutschen Zollvereins, dessen Mitgliedstaaten den Vereinstaler einführten. Die Grundlagen dafür bildeten der Dresdner Münzvertrag von 1838 und der Wiener Münzvertrag von 1857. Dabei wurde festgelegt, dass 30 Vereinstaler aus einem Pfund Feinsilber, also 500 Gramm, geprägt wurden. Das Feingewicht eines Vereinstalers betrug also 16,66 Gramm (500 : 30). Der Vereinstaler war die Basismünze der deutschen Staaten bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871. Er war die damalige Hauptkurantmünze, d.h. der Metallwert entsprach mindestens dem Nennwert (im Gegensatz zur Scheidemünze).
Ein solcher Vereinstaler entsprach zum Beispiel in:

  • Preußen: 30 Silbergroschen zu je 12 Pfennigen
  • Sachsen: 30 Neugroschen zu je 10 Neupfennigen
  • Hessen-Kassel: 30 Silbergroschen zu je 12 Heller


In den süddeutschen Staaten war der Gulden die Basismünze, was die Umrechnung in Taler komplizierter machte. Ein Taler entsprach beispielsweise in:

  • Bayern: 1¾ Gulden oder 105 Kreuzer (1 Gulden = 60 Kreuzer zu je 4 Pfennig oder 8 Heller)
  • Österreich-Ungarn: 1½ Gulden (1 Gulden = 60 Kreuzer und ab 1857 zu 100 Neu-Kreuzer)

Erst mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 wurde die Mark zu 100 Pfennigen als einheitliche Reichswährung eingeführt und die Münzen der altdeutschen Länder nach und nach außer Kurs gesetzt.

 

Heinrich Hegen

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