Katalog Suchen Auktionen Preise
Münzgeschichte
  • Münzgeschichte

Die Münzen der Weimarer Republik

Historischer Überblick

 


Am 9. November 1918 verkündete Philipp Scheidemann den Zusammenbruch der deutschen Monarchie und rief die Weimarer Republik aus. Sie stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern. Hohe Reparationsleistungen, weitverbreitete Unzufriedenheit und politische Unruhen belasteten die junge Republik erheblich. Bald darauf brach eine Hyperinflation aus, wie sie die Welt zuvor noch nie erlebt hatte. Ihr Höhepunkt wurde im Dezember 1923 erreicht, als die Preise astronomische Ausmaße annahmen:

  • 1 Ei kostete 320 Milliarden Mark.
  • 1 Liter Milch wurde für 360 Milliarden Mark gehandelt.
  • 1 Kilo Kartoffeln war nicht unter 90 Milliarden Mark zu haben.
  • 1 Straßenbahnfahrt schlug mit 50 Milliarden Mark zu Buche.
  • Und 1 US-Dollar entsprach unglaublichen 4,21 Billionen Mark.

Erst mit der Einführung der Rentenmark im Jahre 1923 konnte dieser Teufelskreis durchbrochen werden. Diese neue Währung wurde die Ausgabe von Rentenbriefen gestützt, daher ihr Name «Rentenmark».

Anfangs brachte die Einführung der Rentenmark eine gewisse wirtschaftliche Stabilisierung. Doch bereits Ende der 1920er Jahre folgte die nächste Katastrophe, die Weltwirtschaftskrise. Im Oktober 1929 platzte an der New Yorker Börse eine Spekulationsblase und führte zu einem Börsencrash, der als «Schwarzer Freitag» in die Geschichte einging. Die weltweiten Auswirkungen waren verheerend: Massenarbeitslosigkeit, Deflation, drastischer Rückgang der Produktion, Pleitewellen, soziales Elend und politische Krisen. Deutschland war besonders betroffen bot den idealen Nährboden für radikale Kräfte. Straßenschlachten und Morde zwischen Links- und Rechtsextremen waren an der Tagesordnung.

Der rechtsradikale Adolf Hitler feierte große Wahlerfolge und übernahm schließlich 1933 die Regierung, wodurch die Weimarer Republik ihr Ende fand.

 

Die Münzen der Weimarer Republik

 

Die erste Münze der Weimarer Republik war ein 50-Pfennig-Stück, das von 1919 bis 1922 geprägt wurde. Es folgte ein 3 Mark Stück im Jahr 1922. In beiden Fällen war das Prägemetall das günstige Aluminium. Aufgrund der extremen Inflation verloren diese Münzen kurz nach ihrer Ausgabe fast ihren gesamten Wert. Im Jahr 1923 versuchte man es erneut mit der Prägung von 200- und 500-Mark-Stücken, ebenfalls aus Aluminium. Jedoch überholte die Inflation die Münzpressen, und bei ihrer Einführung waren diese Münzen nur noch wenige Pfennige wert. Erst mit der Rentenmark im Jahr 1923 konnte die galoppierende Inflation unter Kontrolle gebracht werden.

In den Jahren 1923 und 1924 wurden 1-, 2-, 5-, 10- und 50-Rentenpfennig-Stücke geprägt, und 1924 und 1925 gab es auch 1- und 3-Mark-Stücke mit einem Silberanteil von 500/1000.

Nach der Einführung der Reichsmark prägte man erneut 1-, 2-, 5-, 10- (bis 1936) und 50-Pfennig-Stücke (bis 1938). Die höheren Nennwerte 1, 2, 3 und 5 Reichsmark (RM) hatten ebenfalls einen Silberanteil von 500/1000 und wurden in folgenden Zeiträumen geprägt:

  • 1 RM (1925-1927)
  • 2 RM (1925-1931)
  • 3 RM (1931-1933)
  • 5 RM (1927-1933)

Eine Besonderheit waren die 4 Reichspfennig von 1932, mit denen man auf naive Weise versuchte, der Deflation entgegenzuwirken. Man erhoffte eine Preissenkung von 20 % und bei Erfolg war sogar die Einführung einer 80-Pfennig-Münze geplant. Allerdings wurden die 4 Reichspfennig von der Bevölkerung nicht akzeptiert und erhielten den Spitznamen «Brüning-Taler», benannt nach dem damaligen Reichskanzler. Die Berliner Zeitung veranstaltete sogar ein Preisausschreiben, um den originellsten Namen für die Münze zu finden, und es gab einige amüsante Vorschläge wie «Armer Heinrich», «Heinrichs Taler», «Hilfskreuzer», «Pleite-Groschen», «Proleten-Dollar» und «Rettungsmedaille», um nur einige zu nennen. Der sog. «Vierer» wurde bereits ein Jahr nach seiner Einführung wieder außer Kurs gesetzt.

Eine weitere Besonderheit waren die zahlreichen Gedenkmünzen, die alle einen Silberanteil von 500/1000 aufwiesen:

  • 3 und 5 Reichsmark 1925 A-J zur Jahrtausendfeier der Rheinlande
  • 3 Reichsmark 1926 A 700-Jahrfeier Reichsstadt Lübeck
  • 3 und 5 Reichsmark 1927 A 100-Jahrfeier Bremerhaven
  • 3 Reichsmark 1927 A Jahrtausendfeier Nordhausen
  • 3 und 5 Reichsmark 1927 F 450-Jahrfeier Universität Tübingen
  • 3 Reichsmark 1927 A 400-Jahrfeier Universität Marburg
  • 3 Reichsmark 1928 D zum 400. Todestag von Albrecht Dürer
  • 3 Reichsmark 1928 A 900-JahrfeierNaumburg an der Saale
  • 3 Reichsmark 1928 D 1000-Jahrfeier Dinkelsbühl
  • 3 und 5 Reichsmark 1929 A-J zum 200. Geburtstag von Gotthold Ephraim Lessing
  • 3 Reichsmark 1929 A Waldeck vereinigt mit Preußen
  • 3 und 5 Reichsmark 1929 E 1000 Jahre Burg und Stadt Meißen
  • 3 und 5 Reichsmark 1929 A-J zum 10 Jahrestag der Weimarer Reichsverfassung
  • 3 und 5 Reichsmark 1930 A-J zum Weltflug des Luftschiffs «Graf Zeppelin» 1929
  • 3 Reichsmark 1930 A-J zum 700. Todestag von Walther von der Vogelweide
  • 3 und 5 Reichsmark 1930 A-J zur Räumung des Rheinlands
  • 3 Reichsmark 1931 A vor 300. Jahren Stadtbrand von Magdeburg
  • 3 Reichsmark 1931 A zum 100. Todestag des Freiherrn von Stein
  • 3 und 5 Reichsmark 1932 A-J zum 100. Todestag von Goethe

Die Gedenkmünzen der Weimarer Republik erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit unter Numismatikern, wobei die meisten von Ihnen, trotz geringer Auflagen, erschwinglich sind. Eine Ausnahme dabei bildet die sehr seltene 5 Reichsmark-Münze von 1932 zu Ehren Goethes.

Es ist erwähnenswert, dass in der Weimarer Republik keine Goldmünzen geprägt wurden. Stattdessen galten die 10- und 20-Mark-Goldmünzen des Deutschen Kaiserreichs galten noch bis zum Jahr 1938.

 

Heinrich Hegen

Kategorie
Jahr
Suchen