Münzkatalog des Deutschen Kaiserreichs (1871-1918)
Insgesamt hinzugefügte Münzen: 2110
Preise und Beschreibung der Münzen des Deutschen Kaiserreichs
- Münzgeschichte
Die Münzen des Deutschen Reiches von 1871 bis 1918
Historischer Überblick
Das deutsche Militärbündnis unter Führung von Preußen errang 1871 im Deutsch-Französischen Krieg den Sieg über Frankreich. In der Folge schlossen sich auch die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund an. Dies legte den Grundstein für die Gründung des deutschen Kaiserreichs, bestehend aus vier Königreichen, sechs Großherzogtümern, fünf Herzogtümern, sieben Fürstentümern, drei Freien Städten und einem Reichsland. Der erste Kaiser war der preußische König Wilhelm I. Otto von Bismarck, gerne als Architekt des neuen Reichs bezeichnet, wurde Reichskanzler.
Die Zeit von 1871 bis 1914 war von einer rapiden Entwicklung in Industrie und Handel geprägt, wobei sich die industrielle Produktion versechsfachte. Deutschland wandelte sich von einem Agrarstaat zu einem bedeutenden Industriestaat.
Das Jahr 1888 ist als «Dreikaiserjahr» in die Geschichtsbücher eingegangen. Kaiser Wilhelm I. verstarb am 9. März 1888 in Berlin. Sein Sohn, der an Kehlkopfkrebs erkrankt war, folgte ihm als Kaiser Friedrich III. nach. Er starb jedoch nach nur 99 Tagen Regentschaft am 15. Juni in Potsdam. Noch am selben Tag wurde sein Sohn als Kaiser Wilhelm II. eingesetzt.
Wilhelm II. wurde für sein undiplomatisches und arrogantes Auftreten bekannt und löste damit mehrfach innen- und außenpolitische Krisen aus. Im Jahr 1890 entließ er den Reichskanzler Otto von Bismarck. Die Zeit danach ist als «wilhelminische Ära» bekannt und war geprägt vom preußischen Militarismus und dem Streben nach Weltmachtstellung.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 wurde durch das Attentat von Sarajewo ausgelöst, bei dem der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau in Bosnien ermordet wurden. Dieser regionale Konflikt weitete sich aufgrund der komplexen Bündnissysteme schnell zu einem Kontinentalkrieg aus. Bald befanden sich Deutschland, Österreich, das Osmanische Reich, Bulgarien, Frankreich, Russland und Großbritannien im Krieg und Italien, Japan und die USA traten später noch bei. Am Ende waren 25 Staaten mit etwa 1,4 Milliarden Einwohnern am Krieg beteiligt. Der anfänglichen Begeisterung wich schnell der Ernüchterung, da es der erste Krieg mit modernen Massenvernichtungswaffen war. Die verheerende Bilanz: 10 Millionen tote und 20 Millionen verwundete Soldaten und zusätzlich schätzungsweise 7 Millionen zivile Opfer.
Der Krieg endete in einer Sackgasse. Nachdem sich die Fronten festgefahren hatten und sich der Konflikt zu einem reinen Stellungskrieg ohne relevante Gebietsgewinne für beide Seiten entwickelt hatte und 1917 auch noch die USA in den Krieg eingriff, kapitulierte Deutschland.
Dieses Kriegsende hatte tiefgreifende Auswirkungen auf Europa: Vier Monarchien — Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Russland — verschwanden, und neue souveräne Staaten wie Polen, die Tschechoslowakei und die baltischen Staaten erschienen auf der politischen Bildfläche. Die Vereinigten Staaten von Amerika stiegen zur Weltmacht auf. Deutschland musste harte Friedensbedingungen mit hohen Reparationszahlungen hinnehmen. Es kam zu Aufständen und Streiks. 1918 rief Philipp Scheidemann die Weimarer Republik aus und erst 19 Tage später, am 28. November, dankte Wilhelm II. offiziell ab. Damit endete die deutsche Monarchie.
Die Münzen des Deutschen Reiches
Mit der Gründung des Deutschen Reichs im Jahre 1871 wurde eine einheitliche Reichswährung eingeführt, und nach und nach wurden die Münzen der altdeutschen Länder außer Kurs gesetzt. Die neue Währung war die Mark, unterteilt in 100 Pfennige. 3 Mark entsprachen dem alten Taler. Eine 3-Markmünze gab es aber vorerst nicht.
Die Vorderseiten der Münzen zeigten in der Regel die jeweiligen Herrscher oder bei Städten das Wappen. Die Rückseite zierte der Reichsadler, der dem Wappen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nachempfunden wurde. Ab 1890 hat man den Reichsadler per Gesetz vergrößert. Die folgenden Münzen wurden geprägt:
- 1 Pfennig (ab 1873)
- 2 Pfennig (ab 1873)
- 5 Pfennig (ab 1874)
- 10 Pfennig (ab 1873)
- 20 Pfennig (ab 1873)
- 25 Pfennig (ab 1909)
- 50 Pfennig (ab 1875)
- ½ Mark (ab 1905)
- 1 Mark (ab 1873)
- 2 Mark (ab 1876)
- 3 Mark (ab 1908)
- 5 Mark (ab 1874)
- 5 Mark Gold (ab 1877)
- 10 Mark Gold (ab 1877)
- 20 Mark Gold (ab 1871)
Die einzelnen Münzstätten wurden durch Prägebuchstaben gekennzeichnet:
- A = Berlin
- B = Hannover
- C = Frankfurt
- D = München
- E = Dresden u. Muldenhütten
- F = Stuttgart
- G = Karlsruhe
- H = Darmstadt
- J = Hamburg
Für die Kleinmünzen (1 bis 25 Pfennig) verwandte man unedles Metall wie Kupfer, Kupfer/Nickel, Eisen, Zink, Nickel und Aluminium. Eine Ausnahme bildeten die 20 Pfennig Münzen von 1873 bis 1877, die aus Silber gefertigt wurden, ebenso wie die 50 Pfennig, ½ Mark bis hin zu 5 Mark Münzen. Alle Silbermünzen weisen einen Feingehalt von 900/1000 auf. Die 5, 10 und 20 Mark Goldmünzen weisen eine Gold Feinheit von 900/1000 auf.
Während des Ersten Weltkrieges herrschte Materialknappheit. Aus diesem Grund wurden Kleinmünzen aus minderwertigen Materialien wie Eisen, Zink und Aluminium geprägt. Auch privaten Firmen und Kommunen wurde das Prägen von Notmünzen erlaubt. Silber- und Goldmünzen verschwanden im Umlauf. Kriegsbedingt hat man silberne Gedenkmünzen während des Krieges nur in wenigen Fällen genehmigt und dann auch nur in sehr geringem Umfang. Solche Münzen sind wegen der geringen Auflagen numismatische Schätze und besonders wertvoll, so zum Beispiel:
- 3 Mark 1918 D Bayern zur Goldenen Hochzeit von Ludwig III. mit Marie Therese (Auflage 130)
- 3 Mark 1917 E Sachsen zum 400-jährigen Reformationsjubiläum (Auflage 100)
Insbesondere die zuletzt aufgeführte Münze ist die seltenste und wertvollste deutsche Reichsmünze.
Heinrich Hegen